Niemand wird gerne älter – jung und schön sein ist allerorten angesagt! Kein Wunder, dass sich die unter dem Begriff „Anti-Aging“ zusammengefassten Maßnahmen immer größerer Beliebtheit erfreuen. Doch kann man der Natur überhaupt ein Schnippchen schlagen und das Altern überlisten? Und wie funktioniert der Prozess des Alterns? Wir klären auf.
Altern ist ein sehr komplexer Prozess. Bis heute gibt es keine allgemein anerkannte Definition des Alterns, die grundlegenden Mechanismen sind aber bekannt. Altern ist eigentlich ganz normal, jeder wird älter. Aber wozu eigentlich? Welchen Vorteil bringt dem Körper das Altern?
Unsere Körperzellen haben die verschiedensten Aufgaben, Nervenzellen leiten Informationen weiter, Muskelzellen dienen der Bewegung und Darmzellen transportieren Nährstoffe in den Blutkreislauf. Alle Zellen besitzen einen eigenen Stoffwechsel, in den Mitochondrien wird Energie produziert, mit Hilfe der Ribosomen werden die genetischen Informationen, die in der DNA gespeichert sind, in Proteine übersetzt und Lysosomen dienen zum Abbau von nicht mehr benötigtem Material.
Leben ist Veränderung!
In unserem Körper finden ständig Umbau- und Regenerationsprozesse statt, abgeschilferte Darm- oder Hautzellen werden erneuert, Muskelzellen passen sich dem Training an und Nervenzellen werden neu verknüpft. Jede Zelle in unserem Körper durchläuft dabei einen bestimmten Lebenszyklus, der durch verschiedene Faktoren beeinflusst wird und letztendlich die Lebensdauer der Zelle bestimmt.
Die verschiedenen Körperzellen haben dabei – je nach Aufgabe – unterschiedlich lange Lebenszyklen, so werden Dünndarmzellen etwa alle 30 Stunden erneuert, Nervenzellen hingegen bleiben meist ein Leben lang erhalten. Die Erneuerung der Körperzellen erfolgt dabei durch Zellteilung. Vor jeder Teilung muss eine Zelle die im Zellkern enthaltene DNA kopieren, sodass die entstehenden Tochterzellen über dieselben genetischen Informationen wie ihre Mutterzelle verfügen.
Die DNA ist im Zellkern in Form von Chromosomen angeordnet. Ihre Enden werden als Telomere bezeichnet. Sie stellen einen bestimmenden Faktor im Alterungsprozess dar. Die Telomere sind nämlich wichtig für die Stabilität der Chromosomen bei der Reduplikation der DNA. Bei jeder Zellteilung werden sie allerdings um ein kleines Stück verkürzt, sodass die Chromosomen irgendwann ihre Stabilität verlieren und eine Zellteilung in der Folge nicht mehr möglich ist. Im Schnitt kann sich eine Körperzelle ungefähr 50 mal teilen, nachdem sie ihre Teilungskapazität aufgebraucht hat, erreicht die Zelle das Stadium der Seneszenz oder anders ausgedrückt: die Zelle ist alt geworden.
Seneszente Zellen sind dabei bis auf die fehlende Teilungsfähigkeit über einen langen Zeitraum voll funktionsfähig, sie verlieren aber zunehmend die Fähigkeit, die im Zellmetabolismus nicht mehr benötigten Stoffwechselprodukte abzubauen und zu beseitigen. So kann etwa das Alterspigment Lipofuszin, das bei Oxidationsreaktionen in der Zelle entstehen kann, nur mehr unzureichend abgebaut werden und sammelt sich in der Zelle an.
In der Folge schafft es die Zelle nicht mehr, die bei normalen Stoffwechselprozessen anfallenden freien Radikale unter Kontrolle zu halten und ist damit nicht mehr in der Lage, sich vor oxidativem Stress zu schützen. Die ständige, stabile Kontrolle und Regulation der anfallenden freien Radikale ist allerdings ausschlaggebend für die Lebensspanne der Zelle.
Ungleichgewicht = Altern
Die Unfähigkeit des Körpers, das Gleichgewicht zwischen anfallenden freien Radikalen bzw. anderen Stoffwechselprodukten und deren Abbau und Entsorgung aufrechtzuerhalten, kann daher als Altern bezeichnet werden.
Durch einen ungesunden Lebensstil kann das Altern der Zellen allerdings drastisch beschleunigt werden. Dementsprechend kann jeder Mensch einiges dafür tun, um seine Jugend zu bewahren.
So bleiben Sie länger jung
Durch einen ungesunden Lebensstil, kaum Sport, schlechte Ernährung, Rauchen und dergleichen kann das Altern der Zellen drastisch beschleunigt werden. Unter diesen Bedingungen fallen in der Zelle vermehrt freie Radikale oder andere Schadstoffe an. Dadurch kann es zu Lipidperoxidationen der Zellmembran oder Schädigungen von zelleigenen Proteinen kommen, wodurch der Stoffwechsel der Zelle empfindlich gestört wird.
Dies führt zu einer schnelleren Teilungsrate der Zelle, gleichzeitig wird diese durch die sich bei jeder Zellteilung verkürzenden Telomere aber auch immer weiter verlangsamt, was insgesamt dazu führt, dass die Zelle ihre Teilungskapazität schneller aufbraucht, ihre letzten Lebenszyklen aber verlängert sind und die Zelle wiederum vermehrt Oxidantien und Giftstoffen ausgesetzt ist. Zudem kann auch die DNA im Zellkern geschädigt werden, wodurch es zur fehlerhaften Bildung von Proteinen kommen kann. Bei einer Zellteilung können dabei Tochterzellen mit veränderten Eigenschaften entstehen, die dem Organismus schaden.
Die Zelle verfügt zwar über eine Vielzahl von Reparaturmechanismen, manche Schäden lassen sich aber nicht mehr reparieren. Abhängig vom Ausmaß der Schäden bieten sich der Zelle nun zwei Alternativen: Erstens kann die Zelle durch die entstandenen Schäden ihre Teilungsfähigkeit verlieren und wird dadurch vorzeitig seneszent. Zweitens kann die Zelle bei schweren Schäden, sofern sie noch teilungsfähig ist, die Apoptose (programmierter Zelltod) einleiten. Durch diese Maßnahmen wird verhindert, dass sich im Körper zu viele geschädigte Zellen ansammeln, bzw. dass sich geschädigte, entartete Zellen nicht mehr teilen können und ihre fehlerhafte DNA an ihre Tochterzellen weitergeben.
Der Grund für das Altern kann also im Schutz des Körpers vor geschädigten, entarteten Zellen gesehen werden, die ihre Aufgaben nicht mehr richtig erfüllen und so dem Körper mehr schaden als nützen.
Was sollte man jetzt also tun, um seine Jugend zu bewahren? Ein gesunder Lebensstil ist dazu eine Grundvoraussetzung. Durch gesunde Ernährung, regelmäßigen Sport, vernünftigen Umgang mit Alkohol usw. wird die Zelle nicht unnötig mit einem Übermaß an freien Radikalen und anderen Schadstoffen belastet, ihr Stoffwechsel wird nicht gestört und sie kann ungestört ihren Aufgaben nachgehen, sodass die Seneszenz bzw. Alterung der Zellen hinausgezögert wird.
Neben dieser Grundvoraussetzung gibt es allerdings noch eine Menge Möglichkeiten, den Alterungsprozess zu verlangsamen, aufzuhalten und zum Teil sogar umzukehren. So haben etwa Resveratrol im Rotwein oder Quercetin im Apfel tatsächlich verjüngende Effekte auf die Zelle.